Schröder und Schulz

Hopfen und Malz erleichtern die Balz

Wahlkampf ist, wenn „ex machina“ der Schröder auf einmal aus der Mottenkiste auftaucht und öffentlich seiner persönlichen Angst eine objektive Grundlage geben darf: Der Angst vor Oskar und davor, dass mit dessen Rehabilitation die ganze Wahrheit seiner überaus erfolgreichen Agenda und der „Reformen“ für die er sich immer noch einen Orden verleiht ans Tageslicht kommen würde. Der Spiegel nutzt das natürlich schamlos aus, für seine neoliberalen Ränke:

Altkanzler Schröder warnt vor Rot-Rot-Grün“

Altkanzler Gerhard Schröder hält eine Koalition der SPD mit der Linkspartei derzeit nicht für realistisch. „Ich glaube nicht, dass man das hinbekommt, solange die Familie Lafontaine in der Linkspartei tonangebend ist“, sagte Schröder dem SPIEGEL.

Gerhard Schröder in the shadows

Dabei ist längst alles im rot-grünen Bereich, trotz Saarland Wahl. Der Schulz Effekt hat bewusstseinserweiternd und flächendeckend eingesetzt: Soziale Gerechtigkeit ist ist aller Munde, „Die Zeit“ interviewt Inge Hannemann, die SPD darf sich wieder wie eine Volkspartei vorkommen. Wähler sehen davon ab, mit der AfD zu drohen, Sigmar Gabriel hat den Amis 2% Paroli geboten und Bob Dylan hat den Kniefall vor unserer heiligsten Wertekongregation vollzogen und sich den Preis der Preise persönlich überreichen lassen. Alles was das gute Herz der Bürger und parlamentarischen Demokraten mit Stolz und Würde erfüllt. Und auch das der freien oder bezahlbaren Öffentlichkeit und ihrer Arbeiter.

Was so schrecklich aussah, am Anfangs des Jahres noch und was für so viel Aufruhr in den Talk Runden sorgte: Der Trump Effekt, der Wilders Westen, die Petry Jünger – alles nur Chimären, Trugbilder unserer überreizten, aufgebrachten Phantasie.

Das muss doch Mut machen und prompt liest man dann auch, dass die Spitzen der GroKo-müden Parteien sich zu Weihnachten eine Ampel wünschen… Die FDP möchte auch wieder mitspielen, damit alles so bleibt wie es früher einmal war. Bleibt zu hoffen, dass die Wähler den Schuss mit dem Schulz wirklich gehört und verstanden haben. Dass die Genossen jetzt in NRW nicht schon die Quittung für ihren Opportunismus erhalten und dass Marine im Élysée-Palast keine neue Dependance für ihren le P.E.N. Club anmelden darf… Da bleibe ich weiterhin skeptisch.
Aber was diese SPD betrifft bin ich entspannt, unabhängig von Schulz oder Schröder reloaded oder beidem gleichzeitig. Und auch bezüglich des sich neu entwickelnden Bewusstseins für soziale Gerechtigkeit im Allgemeinen. Weil ich mich diesbezüglich überhaupt keinen Illusionen mehr darüber hingeben werde.

Schröder und Schulz, Gott erduld’s…

Gerhard Schröder under attack

Grosser Zapfenstreich

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So ziemlich das Gruseligste, was ich in den letzten Jahren live im deutschen Fernsehen miterleben durfte: Großer Zapfenstreich für Gauck. Nicht nur „Über sieben Brücken musst Du gehn“ als Musikwunsch des scheidenden Bundespräsidenten, das sich in meiner Wahrnehmung für immer und ewig mit Peter Maffay verbindet. Das war schlimm genug. Aber schlimmer war diese Ästhetik, diese Fackelträger, die Kommandos und das Ritual an sich. Ich hätte mir nicht träumen lassen, so etwas mal am Freitag Abend zur Prime Time live im Ersten verfolgen zu können. Schrecklich! Das genau war die Ebene, die sich mit all dem verbunden hat, was mich in meiner Jugend von den Eltern und ihrer gescheiterten Generation unterschieden hat. Und jetzt wird es anscheinend mit der größten Selbstverständlichkeit nicht nur geduldet sondern zelebriert wie ein Gebet. Ich muss sagen, dass mich das nicht nur abstößt, – es macht mir Angst.

Philosaufie

Stamp from the library of the  Hochschule für Philosophie München

In Vino Veritas
Philosaufien,
wird meine Anna nass.
Sie sind verschrien,

weil Philosaufen
die, was sie müssen
und das verkaufen,
was sie nicht wissen,

nur Namen trinken,
die sie erlösen
vor dem Versinken
im endlos Bösen.

Was alle saufen
und manche sehen,
kann man nicht kaufen
und nicht verstehen.

Man kann es seien,
vielleicht vergessen.
Es zu verzeihen
wär angemessen!

Trump: Anwalt der Armen?

Inauguration

Aus der Antrittsrede von Donald Trump:

Die heutige Zeremonie jedoch hat eine ganz besondere Bedeutung. Denn heute übergeben wir die Macht nicht nur von einer Regierung an die andere oder von einer Partei an die andere, sondern wir nehmen die Macht von Washington D.C. und geben sie an euch, das Volk, zurück. Zu lange hat eine kleine Gruppe in der Hauptstadt unseres Landes von der Regierung profitiert, und das Volk hat die Kosten getragen. Washington blühte, aber das Volk hat nichts von dem Reichtum gehabt. Politikern ging es gut, aber die Arbeitsplätze wanderten ab und die Fabriken schlossen. Das Establishment schützte sich selbst, aber nicht die Bürger unseres Landes. Ihre Siege waren nicht eure Siege, ihre Triumphe waren nicht eure Triumphe. Und während sie in der Hauptstadt unseres Landes feierten, gab es für Familien am Existenzminimum in unserem ganzen Land wenig zu feiern.

Das ist starker Tobak, nicht zuletzt weil man solche Worte eher bei einem sozialdemokratischen Volksvertreter vermuten würde oder bei einem Politiker der Linken; am allerwenigsten jedenfalls bei einem Immobilien Tycoon und ausgewiesenen Erzreaktionär wie Donald Trump. Wie ist das möglich, was geht da vor? Trump: Anwalt der Armen? weiterlesen

Zum Verschweigen der Zusammenhänge von Armut und sozialer Gewalt

Wie entsteht soziale Gewalt?

Unsere westlichen Zivilgesellschaften zeichnen sich seit Jahren dadurch aus, dass die Kluft zwischen den so genannten „Wohlstandsgewinnern“ und „Abgehängten“ sich immer mehr verbreitert. Der Druck, der gerade auf prekäre Lebensverhältnisse ausgeübt wird, sei es durch die mangelhafte Anpassung der Transferleistungen, verbunden mit immer weniger Möglichkeiten, bei steigenden Kosten für Lebenshaltung, speziell der Mieten, eine angemessene Existenzgrundlage zu finden, sei es durch Sanktionen der Ämter und die Stigmatisierung, die zusätzlich durch die Gesellschaft und deren Instititutionen erfolgen, erzeugt doch zwangsläufig Gewalt in den Bevölkerungsschichten, die jeden zusätzlichen „Mitbewerber“ nicht als möglichen Arbeitnehmer, sondern in erster Linie als Konkurrenten wahrnehmen. Ist das denn so schwer verständlich? Die Flüchtlinge landen nun mal nicht dort an, wo sich die Menschen ihre geschützten Freiräume hinter den Hecken ihrer Reihenhäuser oder gutbürgerlichen Villen reserviert haben. Deren Bewohner fahren auch seltener mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadteile mit den hohen Ausländeranteilen, was ihnen im Alltag völlig andere Wahrnehmungen bezüglich der Zusammensetzung der Bevölkerung und auch der Aggressionen beschert, die nicht nur zu Stoßzeiten in Bussen und Bahnen von ihren Mitbürgern ausgehen. Vermutlich werden sie sich an Silvester auch nicht bevorzugt dort aufhalten, wo die Zivilgesellschaft versucht, sich gegen asoziale Gefährder zu schützen. Zum Verschweigen der Zusammenhänge von Armut und sozialer Gewalt weiterlesen

Das Luderjahr (2017)

Frohes neues Luderjahr

2017, 500 Jahre Einsamkeit:
95 Thesen. Anschlag in
an, auf, nach, zu.
Ein, zwei feste Burg,
95 Titel, 95 Temperamente.
Ab geht die Post,
faktisch bewegt sich
gar nichts mehr.
Kohle, Kohle, Kohle.
Widerstand ist Zweck,
Losverkäufer, Boxenluder, Formel Null:
Botschafterin Margot und
konkrete Visionen.
Für Nichts. Nihil, de Nada.
Zum Jahreswechselkurs
mit EKD statt EZB,
mit Bedford-Strohm
statt Bedford Blitz und Konstantin Opel.
Domplatte machen ohne
Barbies, Berber, Bosporus.
Keine Nafris,
keine Schwarzfüße.
Grün ist der Heide.
Die Heidi ist grün.

Lutherjahr 1937: Vierhundert-Jahr-Feier in Schönheide (Erzgebirge)
Lutherjahr 1937: Vierhundert-Jahr-Feier in Schönheide im Erzgebirge. Das gestickte Abzeichen „400-Jahrfeier Schönheide 1537-1937“ zeigt in der Mitte das Wappen des Dorfes mit einer Eiche und den gekreuzten Schlägel und Eisen. Links ist die Silhouette der Martin-Luther-Kirche und rechts die des Rathauses (vor der die Wappen-Eiche seit dem 17. Jahrhundert steht) abgebildet.

Auf ein Neues

Er ist vorbei, der große Rausch,
das Märchen von der Pfeffernuss.
Mit Donner und Geschenketausch
versankt das Jahr im Zuckerguss.

Man sattelte das Heimathuhn,
auch wenn’s mal wieder so nicht stimmt,
man musste wenigstens so tun
als läge alles Glück der Welt im Zimt.

Die heimelig vereiste Welt,
nun gibt sie frei, was übrig blieb:
Den Rest vom Fest vom Weihnachtsgeld,
den nackten Überlebenstrieb.

auf ein Neues